Hätte das Wetter noch ein wenig mitgespielt, dann wäre diesem interessanten und aufschlussreichen Abendspaziergang sicher noch ein geselliges Beisammensein im Dürrbachpark gefolgt. Wieder einmal stellte unser Dorfchronist Josef Ziegler am Freitag Abend interessant und lebhaft die Geschichte von Güntersleben anhand dokumentierter Ereignisse dar.
Anlass war die Einweihung von 14 Informationstafeln an historischen Gebäuden und Plätzen im Altort. Besonders viele davon finden sich natürlich rund um die Kirche. Zu nennen wäre neben dieser das alte Rathaus, das gar nicht das älteste Gebäude ist, das diesem Zweck gedient hat. Vielmehr befand sich ein Ratssaal im Frühmessnerhaus, das unter anderem im Laufe der Zeit auch den Dorflehrer mitsamt Schule und die Armen im Dorf beherbergte. Unten im Keller „in der Wolfsschlucht“ ging der Schmied seinem Handwerk nach. Weiterhin gehören zu dem Komplex natürlich auch das Kolpingshaus, das Pfarrhaus und das Haus der Generationen. Alle diese Häuser haben eine wechselhafte Geschichte und hätten sicher noch so manche Geschichte zu erzählen, wenn sie denn nur sprechen könnten. Sogar das Pfarrhaus musste zeitweise feindliche Soldaten beherbergen, die die gesamten Weinvorräte der Kirche austranken, so dass der Pfarrer nicht einmal mehr einen Messwein hatte. Um das Maß voll zu machen veranlassten sie ihn auch noch für ausreichend Nachschub zu sorgen, den er extra in Veitshöchheim beschaffen musste.
Ein zweiter Schwerpunkt von historischen Plätzen findet sich unterhalb des Kirchberges rund um Langgasse und Zehntgasse, benannt nach der ehemaligen Zehntscheune. Diese existiert heute leider nicht mehr, statt dessen steht an diesem Platz nun die Sparkasse. Die ehemalige Gemeindeschänke beherbergt heute Augen- und Zahnarztpraxis, war aber über viele Jahre hinweg ein florierendes Gasthaus. Die Aufzeichnungen weisen zumindest die Wirte als wichtigste Steuerzahler aus. Weniger glücklich war das Schicksal des Hauses gegenüber, das vielen noch als Anstalt bekannt ist. Bevor es zur Kinderbewahranstalt umfunktioniert wurde, beherbegte es ebenfalls ein Gasthaus. Dieses wechselte allerdings mehrfach den Besitzer und machte vor allem durch die illustren Gäste von sich Reden, die sich dort dem exzessiven Alkoholgenuss hingaben. Am Kuhaug findet sich das ehemalige Hirtenhaus, das den Hirten, die das Vieh des Dorfes in die Felder und den Wald trieben, beherbergte. Später wurde das Armenhaus dorthin verlegt. Hier fanden alle Unterschlupf, die keine Bleibe hatten, auch wenn sie ursprünglich nicht im Dorf ansässig waren.
Den dritten Komplex bilden das Lagerhaus, der Kettenbrunnen und die ehemalige Ziegelhütte mit Bullenstall, an deren Stelle die Schreinerei und das Küchenstudio Schmitt zu finden sind. Im Lagerhaus, dort wo heute alle Musikbegeisterten die Möglichkeit haben ein Instrument zu erlernen, war früher schon einmal so etwas wie eine Schule. Nur wurde damals eher praktisches Wissen aus dem Bereich der Landwirtschaft und Handwerks vermittelt bevor der Platz dann später für den Landhandel genutzt wurde. Der Kettenbrunnen steht leider nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz an der Kreuzung Würzburger und Thüngersheimer Straße. Er wurde verlegt und ist auch kein Grundwasserbrunnen mehr. Immerhin blieb ihm das Schicksal des Seebrunnens an der Gramschatzer Straße erspart, an den heute wirklich nur noch die Informationstafel erinnert.
Gearbeitet wurde an dem Abend auch noch: Bürgermeister Ernst Joßberger, Pfarrer Matthias Lotz und Walter Kolb durften sich noch ein wenig aufwärmen und ein Prachtexemplar von einem Säubirlesbaum setzen. Dieser steht am Dürrbachpark und soll an die Ursprünge des Dorfes an dieser Stelle erinnern.
Vielen Dank für diesen unterhaltsamen Spaziergang an Josef Ziegler und natürlich auch noch einmal vielen Dank an die Freiwillige Feuerwehr, die unsere Gruppe begleitete und für Sicherheit und Licht sorgte.
Ein kleiner Hinweis noch in diesem Zusammenhang: Im Rahmen des VHS-Programms findet am Sonntag, den 16.02.14 noch einmal eine Führung von Josef Ziegler entlang des Geschichtsweges statt. Wer bisher noch keine Gelegnehiet hatte an einer Führung teilzunehmen, sollte diese Gelgenheit unbedingt nutzen!
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